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Der Preis des Widerstands

Emotional nicht beteiligte Mitarbeiter sind unmotivierter und leisten Widerstand auf allen Ebenen. Die dadurch bedingten Reibungsverluste sind enorm. Das kostet die Volkswirtschaft viele Milliarden Euro. Doch nicht nur deshalb steht Deutschland in Sachen Innovationsfreundlichkeit im internationalen Vergleich nicht gut da.

Der Gallup Engagement Index 2014 für Deutschland belegt: Der Grad der emotionalen Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen hat entscheidenden Einfluss darauf, wie offen sie gegenüber Veränderungen sind. Menschen mit einer hohen emotionalen Bindung – die Leistungsstarker (15 %) – werden sich in der Regel engagiert für den Wandel einsetzen, während Menschen mit geringer emotionaler Bindung (70 %) Dienst nach Vorschrift machen und Neuerungen eher abwartend und skeptisch gegenüberstehen. Eine aktiv-destruktive Haltung ist am meisten von denjenigen zu befürchten, die keinerlei emotionale Bindung an die Firma und also innerlich bereits gekündigt haben (15 %).

Gallup hat errechnet, dass die Kosten für die deutsche Wirtschaft aufgrund innerer Kündigung jährlich zwischen 73 und 95 Milliarden Euro betragen. Denn Mitarbeiter ohne emotionale Bindung weisen signifikant höhere Fehlzeiten auf, sie fallen als Markenbotschafter für ihre Unternehmen weitgehend aus und fast die Hälfte von ihnen ist auf dem Absprung, was Unternehmen entsprechend hohe Fluktuationskosten beschert. In einer Meta-Analyse von 192 Unternehmensdaten aus 49 Branchen hat Gallup zudem ermittelt, dass Arbeitsgruppen mit niedriger emotionaler Bindung ein gutes Fünftel weniger produktiv sind und weniger rentabel arbeiten als Arbeitsgruppen mit hoher emotionaler Bindung, dafür erheblich mehr Qualitätsmängel (41 %) sowie Materialschwund (28 %) verursachen und eklatant mehr Arbeitsunfälle (48 %) erleiden.

Neben der emotionalen Bindung spielt aber auch das gesamtgesellschaftliche Klima eine Rolle. Und das ist in Deutschland nicht gerade von Offenheit für Neuerungen und Veränderungen geprägt. Im Gegenteil: Laut dem aktuellen Edelman Trust Barometer hat lediglich ein Drittel der Deutschen Vertrauen in innovative Technologien, 57 Prozent ist das Tempo von Veränderungen zu hoch. Auch im Vergleich mit 16 hoch entwickelten Ländern Europas, Nordamerikas und Asiens belegt Deutschland laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung von 2011 nur einen bescheidenen elften Platz, was das gesellschaftliche Innovationsklima anbelangt. Das färbt auf den Einzelnen ab: Wenn es um die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Mitarbeiter angesichts neuer Herausforderungen geht, dümpelt Deutschland im internationalen Vergleich auf den hinteren Rangen – Platz 41 von 61 in der weltweiten 2014er-Studie zur Wettbewerbsfähigkeit von IMD. Da kann man schon ins Träumen kommen, was alles möglich wäre, wenn wir Deutschen unsere ewigen Bedenken und Einwände und unsere Angst vor Neuem überwinden könnten …

Erfahren Sie mehr über unsere eigenen Erfahrungen zum Thema Widerstand. In dem Artikel Widerstand ist unser Alltag sprechen Unternehmensgründer Reinhard Berlin und Geschäftsführer Frank Rüter über Wandel, Widerstand und sehr unterschiedliche Wege, dem zu begegnen.

Quellen:
Gallup, Inc.: Engagement Index Deutschland 2014
Gallup, Inc.: Gallup Q12 Meta-Analyse 2012
Edelman GmbH: Edelman Trust Barometer 2015
IMD World Competitiveness Yearbook 2014
DIW-Diskussionspapier 1129: Heike Belitz u. a., ≫An Indicator for National Systems of Innovation: Methodology andvApplication to 17 Industrialized Countries≪, Berlin 2011