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Papier wird knapp

Wie reagieren Spezialisten aus der Druck- und Papierbranche auf die Lieferengpässe bei Papier? Druck & Medien hat mit Druckern, Lieferanten und Herstellern darüber gesprochen, wie schlimm die Lage wirklich ist und was jetzt getan werden kann. Für diesen Artikel wurde auch Unternehmensgründer und Namensgeber von BerlinDruck, Reinhard Berlin befragt. Lesen Sie hier einen Auszug des Artikels.

Sie haben einen Flug gebucht und – wie immer – sofort per Kreditkarte bezahlt. Endlich Urlaub. Auf zum Flughafen. Beim Check-In sagt die freundliche Stimme. „Leider ist das Kerosin seit Ihrer Buchung am letzten Montag teurer geworden, sie müssen noch einmal 150 Euro pro Person zahlen oder wir nehmen Sie nicht mit. Basta!“ Genau das passiert heute uns Druckern. Mit einem Unterschied. Es gibt keine freundliche Stimme, sondern nur eine Pressemitteilung, zum Teil sogar nur in Englisch. Bestelltes und längst schriftlich per Auftragsbestätigung zu lieferndes Papier wird über Nacht teurer. Besonders Tricki: Der Kilopreis bleibt, es gibt einen Energiekostenzuschlag. Nachträglich wohlgemerkt.

Und der Zuschlag kommt von denen, die uns gerade erst mit „Wie Sie mit Print im Marketing-Mix heute erfolgreich sein können – und warum Sappi an die nachhaltige Kraft von Print auch morgen glaubt“ auf seine Partner-Homepage gelockt hat. Weiter: „Sappi arbeitet mit Druckereien zusammen, um ihr Geschäft bestmöglich zu unterstützen, mit unseren Produkten, unserer Erfahrung und unserem Service. Erfahren Sie hier mehr über unsere partnerschaftliche Zusammenarbeit für gemeinsamen Erfolg.“ Ohne mit der Wimper zu zucken, brechen sie einen geschlossenen Vertrag (Auftragsbestätigung) und bieten als großzügige Alternative nur einen „Rücktritt vom Kauf“ an. Als hätten wir das Papier bestellt, weil unsere Läger damit schöner aussehen.

Pech, wenn in der Lieferkette vor dem Drucker ein machtvoller Konzern und hinter dem Druck ein machtvoller Kunde steht. Dann darf das schwächste Glied in der Kette die ganze Last tragen. Und was sagt der vermittelnde Großhändler? „Wir sollten froh sein, wenn wir überhaupt Papier bekommen“!

Wohlgemerkt: Wenn ich Papier einkaufe und dabei weiß, dass ein Energiekostenzuschlag inkludiert ist, kann und muss ich diesen Preis auch in mein Angebot an den Kunden einfließen lassen. Das war nie anders. Aber während des laufenden Prozesses an der Preisschraube zu drehen, zeugt weder von Partnerschaft noch von „Unterstützung“ des gemeinsamen Geschäfts. Mehr als 18 Milliarden Euro Gewinn in den letzten fünf Jahren vor Corona hätten vielleicht eine Möglichkeit dafür lassen können, dass man bei den (wenigen) Aufträgen zwischen Auftragsbestätigung und Auslieferung die vereinbarten Preise hätte halten können, ja müssen.

Die ganze Ausgabe von Druck & Medien können Sie hier kaufen.

Sie planen kurzfristig ein Printprojekt, haben aber Probleme Papier zu bekommen? Melden Sie sich gerne bei unseren Kundenberatern, wir finden eine Lösung!