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Fremde Federn

Na, da wollen wir uns doch gleich mal ein Piccolöchen aufmachen. Hat doch wirklich mein Klempner (Gas, Wasser, Scheiße) beim Award „Deutschlands schönste Badezimmer“ den Silbernen Wasserhahn abgeräumt. Das JPEG vom Award-Logo des Veranstalters, das er jetzt für zwölf Monate auf seinem Briefbogen nutzen darf, hat auch nur 560 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer gekostet. Ja, diese schreckliche Krankheit, Morbus Awarditis, kann ganz schön teuer werden.

Zugegeben: Es ist eine clevere Geschäftsidee vieler Fachzeitschriften, ihre Klientel zu einem „Boah-was-bin-ich-gut“-Award einzuladen. Schließlich gehen auch bei Fachzeitschriften die Auflagen Jahr für Jahr zurück. Anmeldegebühren, Vorstellung in der Printausgabe, Medienpaket und natürlich die Preisverleihung (Eintritt mit warmer Küche 600 Euro, Getränke extra) machen sich in der Verlagsbilanz immer deutlicher bemerkbar. Alle sind dabei. Die Preisverleihung ist schließlich der Branchentreff. Jede noch so verrückte Idee wird prämiert. Peinlich kann es allerdings werden, wenn eine Papierfabrik einem guten Kunden das Etikett „Printer of the Year“ verleiht.

Mit gleich 26 Auszeichnungen schmückt sich jährlich unsere Branche bei den  Druck&Medien Awards. Warum auch nicht? Aber hinterfragt man kritisch, was dort eigentlich zur Auszeichnung kommt, wird’s gleich ruhiger. Magazindrucker des Jahres wird natürlich nicht der beste Drucker, wie man erwarten könnte, sondern der Unternehmer, der für einen guten Kunden (vornehmlich aus der Automobilindustrie) ein wirklich schönes und edles Kundenmagazin gedruckt hat. Wer Akzidenzdrucker des Jahres werden möchte, sollte preiswütig Geschäftsberichte von DAX-Unternehmen akquirieren. Die kann er dann gerne auch beim Kollegen drucken lassen. Egal. Er wird Akzidenzdrucker des Jahres und darf bei der Preisverleihung auf der Bühne den Freudensprung machen.

Die Award-Inflation hat leider dazu geführt, dass gute und sinnvolle kreative Wettbewerbe im Ansehen nicht gerade steigen. Eine Fotozeitschrift, die regelmäßig hervorragend bestückte Wettbewerbe veranstaltet, bleibt mit ihren außergewöhnlichen Bildern im kleinen Kreis ihrer Leser, während das schönste Badezimmer in der regionalen Tagespresse gefeiert wird.

So, und jetzt will ich Printer of the Year werden. Die nächste Preisverleihung ist in Südafrika.Business Class hin und zurück inklusive.

von Reinhard Berlin