Loader

Und die Umwelt….? Egal?

„Besser als die Pille?“ so titelte der STERN am 1. April 1976. Na und? Nimmt man das Heft heute in die Hand, ist man eher über andere Dinge erstaunt: 238 Seiten im Format 235 mm x 310 mm. Dagegen wirkt der aktuelle STERN mit 124 Seiten im Format 210 mm 285 mm wie die kleine Schwester. Vergleicht man dann die Auflagen von damals mit der heutigen Druckauflage ist der Papierbedarf für die (verzichtbare) Zeitschrift um 71 Prozent gesunken.

Das kann man beim Preis nicht sagen. Von 2,50 DM auf 5,20 € ist kein Pappenstiel. Aber, wir sind Drucker, und hier geht es ums Papier. Allein seit Oktober 2021 haben sich die Preise für das wertvolle Gut mehr als verdoppelt. Das kann jeder Millimeter im Format helfen. Schon 2 cm kleiner ist eine Papierpreisersparnis von fast 16%.

Da wir Drucker das schon 1976 (und vorher) gewusst haben, haben wir unser Druckpapier für jeden Auftrag so eingekauft, dass der „Abfall“, der Randbeschnitt möglichst gering war. So kamen im Einkauf die verrücktesten Formate zustande: 60,5 cm x 89,4 cm oder 71,3 cm x 102,8 cm: Warum nicht? Schließlich ging es um gute Druckprodukte, nicht um Makulatur fürs Altpapier. Und natürlich war das auch immer ein Aspekt für die Umwelt. Die beliebtesten Benchmark Vergleiche unserer Branche waren immer die sog. Abfallquoten.

Das war einmal. Die Papierindustrie, als „Baumvernichter“ eh nicht auf der Beliebtheitsskala der Umweltschützer auf einer Top-Position, hat eine zusätzliche Renditequelle gefunden, die Abfallvermeidung ad absurdum führt. Passende Sonderformate gibt’s nicht mehr. Drucker, friss oder stirb: 70 x 100 cm oder 63 x 88 cm. Andere Formate werden nicht mehr geliefert. Und wenn die Drucksache mit 56 x 82 cm auskommen würde: Pech gehabt. 18 Prozent ohne jeden Nutzen. Bestes, gestrichenes Feinpapier wandert ohne je von einem Leser betrachtet zu werden in der Altpapiertonne. Das erhöht den Absatz und schadet der Umwelt. „Mmmmhhh“ haben sich die Hersteller gedacht. Das kennen wir doch von der Mogelpackung. Warum sollten wir nicht auch…?

Für einen ganz normalen Druckauftrag kann der Kunde locker 1.000 € mehr bezahlen – für eine Ware, die er nicht einmal zu Gesicht bekommt.

Bleibt die Frage, warum das so ist. Zahlreiche kleine Papierfabriken sind verschwunden. Wettbewerb, das war einmal. Zwei Weltkonzerne bestimmen, wo es langgeht. Und wenn die Drucker und deren Kunden auf die Barrikaden gehen, haben die Monopolisten noch eine Waffe im Köcher: Dann gibt’s eben nur noch Klopapier. Wie wäre es mit nem echten Schnäppchen? Nur 9,99 Euro je Rolle.