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Nachhaltigkeit liegt in unserer Natur

Frau Berlin, seit der Gründung von BerlinDruck waren Sie die treibende Kraft, wenn es um Umweltfragen ging oder geht. Heute konkurrieren Bits und Bytes in dieser Frage gegen den für jeden Drucker wichtigsten Rohstoff »Holz«.

Ja. Und dabei könnte man gleich auf den Gedanken kommen, dass Holz gegen die »Nichtmaterie« – wenn ich es einmal so ausdrücken
darf – keine Chance hat. Aber das ist natürlich nicht so. Nachhaltigkeitsdenken liegt in der Natur unserer Branche. Die Papierindustrie
war immer schon Vorreiter in der nachhaltigen Waldbewirtschaftung. Obwohl der Rohstoff Holz ja nachwächst, sind wir heute in Deutschland bei einer Recyclingquote von knapp siebzig Prozent. Und nicht vergessen: Papier wird mehrfach recycelt und kann zum Schluss energetisch verwendetwerden. Und was die Bits und Bytes betrifft, gibt es die auch nicht zum »Nulltarif « für unsere Umwelt. Gerade erst hat Bitcom, der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien, errechnet, dass allein in Deutschland zweiundzwanzig Millionen alte Computer in Haushalten vor sich hingammeln.

Können Sie etwas genauer erläutern, warum der Umweltschutz »in der Natur der Branche« liegt?

Zuerst einmal glaube ich, dass alle Menschen, die von natürlichen Materialien als Rohstoff abhängig sind, schnell lernen müssen, diesen ökonomisch und nachhaltig einzusetzen. Abholzen war in Zeiten angesagt, in denen Ressourcen »unendlich« schienen. Es gibt unzählige Beispiele für diesen Raubbau an Wäldern. Und natürlich gibt es auch heute noch ganz üble Machenschaften, nicht nur in Entwicklungsländern. Aber für Druckereien ist es mittlerweile doch absolut selbstverständlich, dass wir nur noch Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft akzeptieren. FSC ist Standard. Das erwarten unsere Kunden auch, ohne explizit danach zu fragen.

Und wie sieht es bei Farben, Lacken und Putzmitteln aus?

Hier gab es in den letzten Jahren die größten Fortschritte. Wir haben bereits fünf Jahre nach der Firmengründung 1987 einen Umweltpreis
gewonnen, da wir unsere Druckwalzen bei einem Farbwechsel mit Salatöl gereinigt haben. Einen Rückschlag gab es damals, als die Firma Heidelberger automatische Walzenwaschanlagen in die Druckmaschinen integrierte. Die waren leider nicht für eine Salatölreinigung geeignet. Heute sind auch diese Mittel Teil eines hundertprozentigen Recyclingkreislaufs. Unsere Farben sind frei von Schwermetallen, ölhaltigen Drucklack verwenden wir schon seit mehr als zehn Jahren nicht mehr. Unsere erste Druckmaschine mit wasserbasierten Dispersionslacken hatten wir schon Mitte der 1990er-Jahre im Einsatz.

Kommen wir zum neuesten Trend: klimaneutralem Drucken. Wie sieht es da bei BerlinDruck aus?

Wir sind zertifiziert, arbeiten in diesem Bereich vertrauensvoll mit ClimatePartner® zusammen und drucken auf Kundenwunsch gerne auch klimaneutral, obwohl wir die eigentliche Idee, die dahintersteht, noch für verbesseserungswürdig halten.

Wieso?
Wir drucken natürlich nicht ohne CO2-Ausstoß. Wir kompensieren lediglich die verbrauchte CO2-Menge durch wenn die Maschinenhersteller ihre Anstrengungen zum geringeren Energieverbrauch weiter vorantreiben.

Und wo sind Sie ganz persönlich die treibende Kraft?
Überall dort, wo ich Handlungsbedarf sehe. Vor ein paar Jahren kam einer unserer großen Kunden zu einem Umwelt-Audit zu uns ins Haus. Die japanische Muttergesellschaft hatte die strengsten Umweltregeln für ihren Einkauf beschlossen. Natürlich fragte man sofort nach Zertifikaten und betrieblichen Anweisungen. Überzeugt habe ich die Kunden dann mit den Details: Entsorgung der Farbreste, ltpapierverwertung, Sauberkeit und Umgang mit Chemikalien, Nutzung der Firmenfahrzeuge – alles konnte ich im Betrieb an den konkreten Maßnahmen belegen. Das war mein ganz persönlicher »Moment of Truth«. Regelmäßig drucken wir nun für diesen Kunden. Mir ging es immer schon um die Details im Alltag. Für mich ganz persönlich waren etwa neutrale Putzmittel für die Toiletten immer wichtiger als Zertifikate an der Wand. Und natürlich sorge ich dafür, dass unsere Papierkorbinhalte nicht im Restmüll, sondern beim Altpapier landen. Da bin ich sehr kleinlich. Zum Schluss noch einmal zurück zum Papier. In vielen E-Mails liest man den Hinweis »Bitte überlegen Sie gut, ob Sie diese Mail ausdrucken müssen«.

Also doch besser kein Papier als Papier?

Nein. Natürlich kann man das nicht so pauschal sagen. Selbstverständlich muss man nicht jede E-Mail unbedingt ausdrucken, lochen und abheften. Aber ein ganzes Buch, gut gedruckt auf einem wunderbaren Papier mit toller Haptik – darauf könnte ich nie verzichten. Da darf dann sogar der Inhalt mal schwächeln.

Vielen Dank, Frau Berlin.

 

Als Hedda Berlin mit der Gründung von BerlinDruck im Jahr 1982 in der Druckvorstufe tätig wurde, war der Offsetdruck noch eine chemische Hexenküche. Mit Entwicklersubstanzen kam man der Haut lieber nicht zu nah. Nyloprintklischees standen auf der »roten Liste« und das Auswaschsubstrat war pures Gift. Für die grüne Chefin waren das rote Tücher, auf die sie ein besonders kritisches Auge geworfen hatte. Als Personalverantwortliche kümmert sich Hedda Berlin heute auch um Arbeitsplatz-Ergonomie und hat schon 1998 eine regelmäßige mobile Massage für alle Personen an Bildschirmarbeitsplätzen bei BerlinDruck eingeführt.