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Verborgene Schönheit

Erschienen im Kundenmagazin Passion #11 

Guten Tag. Mein Name ist Thomas Koch. Ich bin Mediaberater mit so viel Erfahrung, dass mir die Werbebranche liebevoll den Spitznamen Mr. Media gab. Ich bin mit dem Magazin Passion, das Sie gerade in den Händen halten, von Anbeginn an verbunden – und wurde nun gebeten, etwas über Schönheit zu schreiben.

Warum ich? Gute Frage. Kennen Sie jemanden, der oder die kompetenter wäre? Sehen Sie! Deshalb ich. Kennen Sie jemanden mit einer größeren Nase? Auch nicht. Haben Sie je eine Nase gesehen, die mehr Charakter besitzt? Ach, Nasen zählen nicht? Dann aber Falten. Meine Falten sind die Schönheit in Vollendung. Jede von ihnen steht für einen ganz besonders schönen Moment in meinem Leben. Natürlich gab es, wie in jedem Leben, auch weniger schöne Momente, aber die fallen faltenmäßig kaum ins Gewicht. Im Gegenteil. Meinem Gesicht sieht man an, dass ich in meinem Leben sehr viel gelacht habe. Die Eigenschaft, über alle möglichen Dinge herzhaft lachen zu können, habe ich meiner Mutter zu verdanken.

Wenn Sie meinen, ich übertreibe es mit der eigenen Schönheit, habe ich ein letztes Eisen im Feuer: meinen Schnurrbart. Mit diesem Prachtstück habe ich wohl die letzten Zweifel ausgeräumt. Gut. Nun, da meine Kompetenz nicht mehr in Frage steht, kann ich endlich beginnen, über Schönheit zu sinnieren.

Sie alle kennen Sprüche wie: Jeder Mensch ist schön! Alles ist schön, wir müssen nur suchen. Blablabla. Dieses Niveau können wir als allgemein bekannt gleich hinter uns lassen. Ich möchte, dass wir uns gemeinsam auf die Suche machen nach Schönheit dort machen, wo man sie nicht vermutet. Das ist in diesen Zeiten besonders wichtig, da wir uns tagein tagaus mit den fünf „Ks“ – Krieg, Klima, Krise, Katastrophe und Klimakterium – beschäftigen müssen.

Wo wollen wir unsere Suche beginnen? Da, wo die größte Schönheit verborgen ist: im Verborgenen. Zum Beispiel in der Natur. Gucken wir uns um, dann denken wir: ja, ganz nett. Aber nur, weil wir nicht genau hinsehen. Im Urlaub setzte sich ein zunächst doof wirkender Käfer auf unseren Terrassentisch. Bei genauerem Hinsehen entpuppte er sich jedoch als wunderschön.

Man muss sich halt die Zeit nehmen, genauer hinzusehen. Die Natur, die kann was. Ja, auch Sonnenuntergänge.

Bei der Betrachtung von Menschen dagegen muss man schon etwas differenzieren. Bei uns gibt es ja zum Beispiel ausdrücklich den „hässlichen Deutschen“. Der ist aber leicht zu verorten, um ihm aus dem Weg zu gehen. Man findet ihn bei Nazis, Verschwörungstheoretikern oder dort, wo Gewalt im Spiel ist. Sobald wir solche Kreaturen ausblenden, ist der Mensch schön. Also jeder irgendwie. Aber hier gilt, was eben schon bei der Natur galt: genau hinsehen. Manche eher unscheinbare Menschen zeigen uns ihre Schönheit erst dann, wenn wir gar in (!) sie hineinsehen. Dann aber wird ihre Schönheit sofort offenbar.

Wie oft stehen wir vor einer Landschaft oder einem Bild und denken: Mein Gott, ist das schön! Öfter als wir denken, oder? Man muss sich solche Momente besser aufbewahren, glaube ich. Und wenn sie nicht häufig genug vorkommen, muss man sie eben häufiger herbeizaubern. Wie oft haben wir beim Lesen eines Buchs oder eines Textes in der Zeitung gedacht: Mein Gott, ist das schön formuliert. Wer viel liest, denkt das ständig. Also: Mehr lesen.

Das geht mir übrigens auch so, wenn ich ältere Texte von mir selbst lese. Scherz beiseite: Das muss man doch denken, empfinden und sagen dürfen. Wahrscheinlich geht es Ihnen genauso, nur Sie trauen sich nicht, die Schönheit in den eigenen Werken wahrzunehmen.

Und jetzt ans Eingemachte. Wie oft betrachten wir einen Businessplan und denken: Mein Gott, ist der schön! Nie. Aber doch nur, weil wir nicht gewohnt sind, die verborgene Schönheit in ihm zu erkennen. Ebenso ergeht es uns bei der Betrachtung eines Marketingplans oder einer Mediastrategie. Ich muss zugeben, dass ich von der Schönheit meiner Mediastrategien oft sehr begeistert bin. Man muss das einfach zulassen.

Wie müsste es uns erst dann ergehen, wenn wir der Zukunftsvision eines Unternehmers lauschen? Wenn wir lesen, was sich ein:e Unternehmer:in für die eigene und unsere Zukunft vorgenommen hat. Für die Zukunft der Menschen, die das Unternehmen gestalten ebenso wie für Lieferanten, Kundinnen und Kunden.

Erst wenn wir ausrufen „Mein Gott, ist das schön!“, ist es dem Unternehmen wirklich gelungen, unser Herz zu berühren. Los, ihr Unternehmerinnen und Unternehmer, wir erwarten mehr Schönheit von euch.

Berührt uns!

„Mr. Media“ Thomas Koch (70) ist deutscher Media-Experte, Unternehmer und Blogger. Er arbeitete seit Anfang der 1970er Jahre in namhaften Werbeagenturen, bevor er sich 1987 mit TKM selbstständig machte. Er erhielt 2008 den Deutschen Mediapreis. Mediapersönlichkeit des Jahres und 2011 die Auszeichnung als „Zeichensetzer“ beim SignsAward für sein Engagement in Krisengebieten.

Dieser Artikel ist in unserem Kundenmagazin Passion #11 erschienen. Holen Sie sich jetzt Ihr kostenloses Exemplar unsere Magazins.